Am 25. Januar 2023 wäre der Polytec Firmengründer Heinz G. Lossau 100 Jahre alt geworden. Ein Grußwort zu diesem Anlass von Dr. Karl Spanner, 42 Jahre lang Geschäftsführer von PI GmbH und Co. KG und langjähriger Wegbegleiter und Geschäftspartner von Heinz G. Lossau:
„Herrn Heinz Lossau habe ich im Jahre 1977 kennen gelernt. Es war auf der Laser-Messe in München, als er mich fragte, ob ich Interesse hätte, mich am Kauf von PI zu beteiligen und deren Geschäftsleitung zu übernehmen. Seit dieser Zeit haben wir in verschiedenen Funktionen eng zusammengearbeitet. Er war für mich der berufliche Ziehvater, der Lehrmeister. Auch heute zitiere ich noch oft Sätze von ihm und orientiere mich an Entscheidungen aus der gemeinsamen Zeit. Bereits beim ersten Treffen hat mich seine Entschlossenheit beeindruckt. Er wusste, was er wollte. Das Ziel klar vor Augen arbeitete er energisch daran, bis er es erreichte. Obwohl er teilweise ein sehr spontaner Mensch war, hatte man den Eindruck, er hat alles bestens geplant.
Heinz Lossau war ein Mann mit Visionen und hatte ein Gespür für die Zukunft. So hat er frühzeitig das Potential im Bereich Lasertechnik erkannt und 1967 die Firma Polytec gegründet. Es war die erste Firma, die kommerziell den ersten Laser in Deutschland vertrieben hat. Dadurch brachte er Polytec schon früh auf den Weg der zukunftsweisenden optischen Technologien.
Es war unglaublich, welches Temperament und welche Energie er entfalten konnte. Es war oft schwer, ihn zu bremsen. Ihm ging alles nicht schnell genug.
Die Welt war seine Heimat. Er liebte es zu reisen. Ihn konnte man regelmäßig auf den wichtigsten Messen in aller Welt treffen. Und wenn er einmal nicht da war, fragten alle: Wo ist Heinz? Er war in der Branche nicht nur bekannt, sondern ein geschätzter und geachteter Bestandteil. Mit seiner Kommunikationsfreudigkeit, seiner Geselligkeit, seiner Sprachgewandtheit und seiner Lebensfreude hat er viele beeindruckt. Es war ihm ein Leichtes, Kontakte zu knüpfen und internationale Freundschaften aufzubauen.
Heute wird oft erwähnt, wie wichtig Netzwerke in den digitalen Medien sind. Damals gab es das Internet noch nicht und auch kein Handy. Heinz Lossau „netzwerkte“ mit Papier und Bleistift. Der Taschenkalender war sein ständiger Begleiter. Hier waren alle Termine vermerkt. Seine Visitenkarten-Sammlung war umfangreich. Auf allen Visitenkarten waren das Datum und der Ort, wo das Treffen mit der betreffenden Person stattfand, vermerkt. Wenn das Gespräch auf eine Person kam, zog Herr Lossau die Visitenkarte und imponierte damit allen Gesprächspartnern.
Ich war oft mit Herrn Lossau auf Geschäftsreisen, vor allem in Kalifornien. Kalifornien kannte er von Nord bis Süd. Seine Adressenliste war voll mit Geschäftspartnern und persönlichen Freunden. Wenn wir in ein Hotel eingecheckt hatten, kam seine Bemerkung: „Wir treffen uns gleich in der Lobby, aber ich muss noch ein paar Telefonate führen.“ Wir wussten, es wird länger dauern und so bestellten wir ein Bier, manchmal auch zwei. Das war „Netzwerken“ auf die damals mögliche Art.
Es gibt viele berufliche Höhepunkte im Leben von Herrn Lossau. Durch die enge Zusammenarbeit mit ihm in den verschiedenen Funktionen als Mitgesellschafter oder Mitgeschäftsführer bei PI und Polytec waren viele auch Höhepunkte meines beruflichen Lebens. Langweilig war es nie. Wir waren uns einig: Wir wollten keine Verwalter, sondern Gestalter der Zukunft sein.
Dazu nur einige Beispiele: Ein besonderes Ereignis war sicher die Gründung der Niederlassung in Japan 1991. Wir waren wohl eine der kleinsten deutschen Firmen, die diesen Schritt trotz großem Risiko wagten. Innerhalb einer kleinen Woche hatten wir Kandidaten interviewt und die Firma gegründet und nebenbei noch ausstehende Gelder eingetrieben.
Die Gründung und Aufbau der PI Ceramic hat viel Mut und Anstrengung gekostet. Herr Lossau hat dieses Projekt auch mit persönlichem Einsatz voll unterstützt.
Um die Zukunft der Firma Polytec zu sichern, hatte er sich entschieden, im Rahmen eines MBO die Mehrheit der Anteile abzugeben. Wir müssen ihm danken, dass er den neuen Gesellschaftern das Vertrauen geschenkt hat, sein Lebenswerk weiterzuführen.
Dem Weltmenschen Heinz Lossau lag aber auch das Wohl seiner Mitarbeiter am Herzen und er nahm Anteil an persönlichen Problemen der einzelnen Mitarbeiter.
Herr Lossau war ein außergewöhnlicher Mann, der im Leben viel erreicht und geschaffen hat. Die damaligen Wegbegleiter wissen aber auch, dass seine Frau Lilo Lossau an vielen Entscheidungen maßgeblich mitgewirkt hat. Heinz Lossau wäre nicht der, den wir kennen, ohne Lilo Lossau.“
25. Januar 2023
Dr. Karl Spanner